Presse 2013_10_11  

Quelle: Zeitungsartikel MZ vom 11.10.2013
Wohngemeinschaft von Behinderten und Nichtbehinderten
Ein Haus für alle Fälle
 
 


So könnte das »Multifunktionshaus« einmal aussehen. (Skizze: Gruppe MDK Münster)
 
STEINFURT Inklusion war für Dr. Karl Fikuart und seine Mitstreiter von der "Gemeinschaftsstiftung Sellen" schon ein Thema, als dieser Begriff noch gar nicht geläufig war. Die Idee der rund 25 Stiftungsmitglieder: Inklusion in einem "Multifunktionshaus" zu leben.Von Christiane Hildebrand-Stubbe

Das Projekt: Unter einem Dach sollen Behinderte mit unterschiedlichen Stufen ihrer Behinderung, Familien mit kleinen Kindern, aber auch Singles - alte wie junge Menschen - Wohn- und Lebensraum finden. Bereits 2006, als Angehörige von Bewohnern und Freunde der Camphill-Dorfgemeinschaft die Stiftung gründeten, war das ein Anliegen.

Der Auslöser: Da die Bewohnerzahl der Camphiller durch einen "Nachbarschaftsvertrag" ebenso wie Erweiterungsmöglichkeiten klar begrenzt sind, sorgte man sich um die Zukunft der Bewohner nach deren aktiven Arbeitsleben. Dr. Fikuart, dessen Sohn Veit zur Camphill-Gemeinschaft gehört: "Was ist, wenn unsere Kinder mal in Rente sind? Dann blockieren sie zwangsläufig einen Arbeitsplatz."

Aber auch bei Krankheiten oder Unfällen bleibt ihnen der Platz bei Camphill zwar erhalten, als Arbeitskraft aber fallen sie naturgemäß aus. Und wegen der vertraglich festgelegten Zahl der Bewohner können auch keine zusätzlichen neuen aufgenommen werden. Ein Dilemma, das ein Multifunktionshaus lösen könnte. Und nicht nur das. "Es soll auch ein Mehrgenerationenhaus sein, in dem sich ganz unterschiedliche Menschen zu einer Hausgemeinschaft zusammenfinden wollen."

Grundstück im Auge

Soweit die Idee. Und diese ist mit den Jahren gereift. Mittlerweile gibt es eine Option auf ein rund 3000 Quadratmeter großes Grundstück. "Das liegt irgendwo in Steinfurt", sagt Dr. Fikuart und hält sich bedeckt. Zudem gibt es bereits den ersten, groben Entwurf eines Architekturbüros.

Demnach ist ein Haus mit unterschiedlich großen und auch auf die verschiedenen Bedürfnisse der Bewohner abgestimmten Wohneinheiten geplant. Fikuart: "Für stärker Pflegebedürftige muss zum Beispiel an Pflegebäder oder andere Ausstattung gedacht werden." Rund 2 Mio. Euro würde das Projekt für rund 20 Menschen kosten. "Wir befinden uns zurzeit in der Abstimmung mit der Camphill-Dorfgemeinschaft, die wir uns als Träger wünschen. Unterstützung benötigt die Stiftung aber vor allem in finanzieller Hinsicht.

Auch aus diesem Grund hat man das Benefizkonzert am kommenden Sonntag um 17 Uhr in der Kunsthalle geplant. An Interesse an einem solchen "Multifunktionshaus" mangelt es jedenfalls nicht. Gerade erst hat mal wieder ein Ehepaar bei Dr. Fikuart angeklopft, das seinem Sohn dauerhafte Sicherheit bieten möchte.
 
   
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